In einem Solo mit Polaroidkamera inszeniert Rodrigo Zorzanelli, ausgehend von persönlichen Erfahrungen der Einbürgerung in Deutschland und des Coming Out als nichtbinär, performative Selbstporträts. Jedes Foto, das auf der Bühne geschossen und entwickelt wird, verändert etwas.
Es verändert das Aussehen, macht den starren Körper fließend, und löst die eindeutige Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe auf. Lip Sync mit einer KI-Stimme, Perücken und Kontaktlinsen, Vergrößerungsgläser und Stoffkulissen erschaffen dabei Anordnungen, die maskieren, brillieren, verstören – eine schillernde und sich beständig transformierende Inszenierung des Selbst.
Jeden Abend entsteht so eine neue Installation aus Polaroids, die nicht nur die bürokratische Kategorisierung und Identifizierung verhandeln, sondern auch, in ihrer szenischen Übertreibung, die Rahmenerzählung eindeutiger ethno-staatlicher und geschlechtlicher Identität.
Rodrigo Zorzanelli performt, schreibt und produziert in der Berliner freien Theater und Performance Szene. Rodrigos Arbeit beschäftigt sich mit Non-Binarität, feministischer Autofiktion, unsichtbaren Strukturen, Bürokratie und Zugehörigkeit. »multiple memberships« ist Rodrigos erste Arbeit am Ballhaus Ost.